Bitterfeld-Wolfen

Brauchbarer Artikel
Aus Wikivoyage
Bitterfeld-Wolfen
BundeslandSachsen-Anhalt
Einwohnerzahl37.894 (2022)
Höhe88 m
Lagekarte von Sachsen-Anhalt
Lagekarte von Sachsen-Anhalt
Bitterfeld-Wolfen

Bitterfeld-Wolfen ist eine Stadt im mitteldeutschen Chemiedreieck in Sachsen-Anhalt.

Hintergrund[Bearbeiten]

Die Stadt Bitterfeld-Wolfen entstand 2007 durch die Fusion der beiden Städte Bitterfeld und Wolfen und der drei Gemeinden Greppin, Holzweißig und Thalheim und ist Große Kreisstadt im ebenfalls 2007 begründeten Landkreis Anhalt-Bitterfeld. 2009 trat zusätzlich die Gemeinde Bobbau der neuen Einheitsgemeinde bei. Die Orte haben keine gemeinsame Geschichte und auch keine gemeinsame Stadtentwicklung, was man dem zerrissenen Stadtbild ohne klares Zentrum (auch einiger der einzelnen Orte) ansieht.

Einige Orte haben eine bis ins späte Mittelalter rückverfolgbare Geschichte. Bedeutung erlangten sie aber erst seit Mitte des 19. Jahrhunderts, als in der Region entdeckte Ziegeleiton- und Braunkohlevorkommen die Basis für eine rasch expandierende Brennstoff- (Briketts), Baustoff- und vor Allem seit Beginn des 20. Jh. Chemieindustrie legten. Auch heute noch prägt die Chemieindustrie nicht nur weite Teile des Stadtbildes, u.a. durch verzweigte Rohrbrücken, sondern auch des Image der Stadt. Die Folgelandschaft der ehemaligen Braunkohlegruben im Süden der Stadt entwickelt sich hingegen zu einer Freizeit- und Erholungslandschaft.

Bitterfeld war eine Ackerbürgerstadt und regionaler Verwaltungssitz für das sächsische, seit 1815 preußische, Amt bzw. Kreis Bitterfeld. Der 1857 entstandene Eisenbahnknoten und die Ton- und Braunkohlegruben legten die Basis für die Industrialisierung und ein explosives Wachstum der Stadt mit den neuen Industriegebieten westlich und nördlich des historischen Zentrums.

Wolfen war ein unbedeutendes Straßendorf an der Chaussee Leipzig - Dessau und bildete den Grenzort Sachsens bzw. Preußens zum nördlich angrenzenden Herzogtum/Freistaat Anhalt, die entlang des Baches Fuhne verlief. 1909 gründete das Farben- und spätere Filmunternehmen Agfa auf Wolfener Flur eine Farben- und später Filmfabrik, die das Stadtbild grundlegend veränderte durch die Industriegebiete südlich und westlich sowie Wohngebiete westlich und nördlich des alten Dorfes. 1961 expandierte Wolfen nach Norden über die Fuhne und bekam eine im Plattenbaustil errichtete Trabantenstadt Wolfen-Nord, die zum Bevölkerungsschwerpunkt Wolfens wurde und, trotz massiven Leerstands, bis heute von Bitterfeld-Wolfen bleibt.

Anreise[Bearbeiten]

Mit dem Flugzeug[Bearbeiten]

Der nächstgelegene Flughafen ist der Flughafen Leipzig-Halle (LEJ). Diesen erreicht man mit der Bahn in ungefähr 60 Minuten mit Umsteigen in Leipzig Messe oder Halle (Saale) Hbf. Mit dem Auto sind es 30 Minuten über die A9 und A14 oder die B184.

Mit der Bahn[Bearbeiten]

Im Stadtgebiet gibt es insgesamt vier Bahnhöfe, die Bahnhöfe Bitterfeld, Greppin, Wolfen und Jeßnitz (Anhalt). Der Bahnhof Bitterfeld ist davon der Bedeutendste. Es halten vereinzelte ICE-Züge auf der Strecke (Hamburg–)Berlin–Halle–Erfurt(–München).

Zusätzlich gibt es einen stündlich verkehrenden Regionalexpress in die nahen Großstädte Leipzig, Dessau-Roßlau und Magdeburg, der in den Bahnhöfen Wolfen und Bitterfeld hält. Bahnamtlich heißt der Wolfener Halt Wolfen (Kr Bitterfeld), was zu Verwirrungen führen kann. S-Bahnen zwischen Dessau und alternierend Halle bzw. Leipzig halten an allen vier genannten Bahnhöfen.

Mit dem Bus[Bearbeiten]

Mit Stand Juli 2018 halten keine Fernbusse in Bitterfeld-Wolfen.

Regionalbusse fahren in die Orte des ehemaligen Landkreises Bitterfeld sowie nach Köthen und Dessau.

Auf der Straße[Bearbeiten]

Durch Bitterfeld- Wolfen verlaufen drei Bundesstraßen:

  • die B 100 Halle (Saale) – Lutherstadt Wittenberg
  • die B 183 Köthen (Anhalt) – Torgau – Bad Liebenwerda
  • die B 184 Leipzig – Dessau-Roßlau – Magdeburg

Die nächsten Autobahnanschlüsse bestehen an der A 9 Berlin – Leipzig – Nürnberg – München nach Süden mit der Abfahrt Halle (Saale) an der B 100 nahe Brehna, nach Norden mit der Abfahrt Dessau-Süd an der B 184 und für das Zentrum die Abfahrt Bitterfeld / Wolfen.

Mobilität[Bearbeiten]

Karte
Karte von Bitterfeld-Wolfen

Stadtbusse erschließen das Stadtgebiet von Bitterfeld sowie die weiteren Stadtteile Wolfen, Greppin, Holzweißig sowie angrenzende Ortschaften. Zentrale Umsteigepunkte sind am Bahnhof Bitterfeld sowie am Töpferwall nahe des Stadtzentrums von Bitterfeld.

Entlang der wichtigsten Straßen führen durchweg Radwege, auch zwischen den Stadtteilen. Allerdings haben diese eine schwankende Qualität des Belags. Innerhalb der einzelnen Stadtteile kann man laufen, zwischen den Stadtteilen sind die Entfernungen hingegen zu groß. Mit dem PKW hat man, von Stoßzeiten während des Berufsverkehrs abgesehen, keine Probleme. Auch Parkplätze sind fast überall ausreichend vorhanden, wenn auch gelegentlich gebührenpflichtig.

Sehenswürdigkeiten[Bearbeiten]

Geprägt durch seine Industriegeschichte sind Industriedenkmale die herausragenden Sehenswürdigkeiten von Bitterfeld-Wolfen. Unbedingt sehenswert ist das Industrie- und Filmmuseum im Stadtteil Wolfen auf dem Gelände der ehemaligen Filmfabrik. Hier können Besucher an originalen Produktionsstätten mit den Maschinen aus den 1920er/30er Jahren die Produktion von Photofilmen nacherleben, Vollverdunklung inklusive.

Das ehemalige Verwaltungsgebäude der Filmfabrik (heute Rathaus von Bitterfeld-Wolfen, Rathausplatz) ist ein Beispiel für monumentale Repräsentativarchitektur der 1930er Jahre bei gleichzeitig erstaunlicher Funktionalität (Zugang während der Öffnungszeiten der Behörde möglich, incl. Paternoster). Der Kulturpalast der Chemiearbeiter (Zörbiger Straße), Anfang der 1950er-Jahre in zahllosen Freiwilligenstunden errichtet, zeigt mit viel Marmor, Stuck und Holzvertäfelung den gesellschaftlichen Anspruch der herrschenden Klasse der 1950er Jahre. Walter Ulbricht verkündete hier den Bitterfelder Weg ("Greif zur Feder, Kumpel, die sozialistische deutsche Nationalkultur braucht dich").

Die Wasserfront mit 1 Pegelturm am gefluteten Tagebau Goitsche steht für den Wandel der Region von einer Industrie- zu einer Erholungslandschaft, ebenso wie der weithin sichtbare 1 Bitterfelder Bogen , Aussichtspunkt auf der Hochhalde des ehemaligen Tagebau Holzweissig.

Aktivitäten[Bearbeiten]

Am Goitschesee ist Wassersport aller Art möglich. Auch die passive Variante, Mitfahrt im 100 Jahre alten Segelschiff MS Reudnitz, wird angeboten.

Veranstaltungsorte sind das Agfa-Kulturhaus Wolfen und der Kulturpalast Bitterfeld mit wechselnden Angeboten und Gastspielen.

Einkaufen[Bearbeiten]

Ein lohnendes Einkaufsziel ist Bitterfeld-Wolfen nicht, da das Angebot nicht über das Standardangebot diverser Ketten des Einzelhandels hinausgeht.

Küche[Bearbeiten]

In allen Stadtteilen gibt es eine Palette von einfachen Imbissangeboten, einfacher Hausmacherküche, italienische, griechische und chinesische Küche. Gehobene Küche findet man in Bitterfeld in der Villa am Bernsteinsee.

Nähere Angaben finden sich in den Ortsartikeln.

Nachtleben[Bearbeiten]

Ein festes Theaterensemble gibt es in Bitterfeld-Wolfen nicht, auch die Kinos haben allesamt geschlossen. Im Kulturpalast Bitterfeld, gelegentlich auch im Kulturhaus Wolfen, gastieren auswärtige Künstler und - gruppen.

Im Ortsteil Bitterfeld gibt es einige Diskotheken.

Unterkunft[Bearbeiten]

Neben einfachen Monteursunterkünften gibt es einige Reise- und Businesshotels der Mittelklasse in Bitterfeld, Bobbau und Wolfen. Ferienwohnungen sind vor Allem entlang der Wasserfront entstanden, auch hier in der Bandbreite von Finnhütte bis zur Appartment-Suite in der Villa am Bernsteinsee, einer schlossartigen Fabrikantenvilla aus dem Kaiserreich.

Arbeiten[Bearbeiten]

Für spezialisierte Fachkräfte gibt es immer wieder Beschäftigungsschancen in der Chemie- und Solarindustrie. Auch in der Gastronomie gibt es immer mal Arbeitsplatzangebote. Allerdings ist das Lohnniveau gering und der Arbeitsmarkt generell von hoher Arbeitslosigkeit als Folge des noch nicht vollständig überwundenen Strukturwandels geprägt.

Sicherheit[Bearbeiten]

Bei Beachtung der üblichen Vorsichtsmaßnahmen ist die Stadt sicher. Erhöhte Kriminalität gibt es nicht.

In letzter Zeit häufen sich Berichte von Wildschweinen, die immer mehr und gerne rudelweise in die Siedlungsgebiete ausschwärmen. Hier ist sowohl zu Fuß wie auch als Kraftfahrer erhöhte Vorsicht geboten.

Gesundheit[Bearbeiten]

Krankenhäuser[Bearbeiten]

Praktische Hinweise[Bearbeiten]

  • 1 Postamt, Lindenstrasse 11 (nahe des Bahnhofs). Geöffnet: Mo-Fr 09:00 - 12:30 / 14:00 - 18:00, Sa 09:00 - 12:00.

Ausflüge[Bearbeiten]

Muldebrücke in Dessau
Barockschloss Delitzsch
  • Friedersdorf (5 km östlich an der Goitzsche) - Buchdorf mit über 20 Antiquariaten
  • Altjeßnitz (13 km nördlich, über Friedersdorf) - größte barocke Irrgarten Deutschlands, romanische Kirche.
  • Löbnitz (15 km südöstlich) - am Seelhausener See, eindrucksvoll bemalte Holzkassettendecke in der Evangelischen Kirche
  • Delitzsch (15 km südlich, B 184) - Barockschloss, gut erhaltene Abschnitte der ehemaligen Stadtbefestigung, Stadtkirche St. Peter und Paul.
  • Gräfenhainichen (20 km nordöstlich) - die Stadt Gräfenhainichen liegt im Nordwesten der Dübener Heide; in unmittelbarer Nähe Ferropolis – die Stadt aus Eisen.
  • Landsberg (20 km südwestlich, B 100) - weithin sichtbar: die Doppelkapelle St. Crucis.
  • Bad Düben (23 km östlich, B 183) - Kleinstadt am Westrand der Dübener Heide; Burg mit Museum und Schiffsmühle.
  • Dessau (25 km nördlich über die A9 oder B 184) - Regionales Oberzentrum mit Theater, Kino, Einkaufsmöglichkeiten. Bauhausbauten und Dessau-Wörlitzer Gartenreich sind UNESCO-Weltkulturerbe.

Literatur[Bearbeiten]

Weblinks[Bearbeiten]

Brauchbarer Artikel
Dies ist ein brauchbarer Artikel. Es gibt noch einige Stellen, an denen Informationen fehlen. Wenn du etwas zu ergänzen hast, sei mutig und ergänze sie.