Ludwigslust

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Barockschloss Ludwigslust, Stadtseite
Ludwigslust
BundeslandMecklenburg-Vorpommern
Einwohnerzahl12.270 (2022)
Höhe35 m
Tourist-Info+49 (0)3874 526 251
Ludwigslust-Information
Lagekarte von Mecklenburg-Vorpommern
Lagekarte von Mecklenburg-Vorpommern
Ludwigslust

Die frühere Residenzstadt Ludwigslust liegt in Westmecklenburg. Sie wurde von Herzog Christian Ludwig II. 1747-56 angelegt und erhielt aufgrund ihrer in Norddeutschland einzigartigen barocken Schlossanlage den Beinamen „mecklenburgisches Versailles“ oder „Versailles des Nordens“.

Hintergrund[Bearbeiten]

Karte
Karte von Ludwigslust

Ludwigslust hat keine besonders lange Geschichte, sondern wurde erst im 18. Jahrhundert vom Prinzen und späteren Herzog Christian Ludwig II. von Mecklenburg gegründet. Dieser ließ zunächst von 1731 bis 1735 beim damaligen Gut Klenow ein relativ schlichtes Jagdschloss in Fachwerkbauweise errichten. 1754 ordnete er dann die Umbenennung Klenows in Ludwigslust an. Christian Ludwigs Sohn und Nachfolger, Herzog Friedrich „der Fromme“, verlegte zwischen 1763 und 1765 seine Residenz von Schwerin nach Ludwigslust, während die Regierungsinstitutionen in Schwerin verblieben.

Friedrich ließ das einfache Jagdschloss – ähnlich dem Vorbild Versailles, das ja zunächst auch bloß ein Jagdschloss gewesen war – zu einem prächtigen barocken Residenzschloss ausbauen. In dieser Zeit wuchs auch die zugehörige Stadt Ludwigslust. Sie wurde, wie für die Barockzeit typisch, auf dem Reißbrett geplant und hat schnurgerade, breite Sichtachsen. So ist beispielsweise die Schlossstraße eine 35 Meter breite Allee, was in einer Kleinstadt von 12.000 Einwohnern etwas überdimensioniert wirken kann. Erst 1837 verlegte Herzog Paul Friedrich (Friedrichs Urgroßneffe) den Sitz der Fürsten zurück nach Schwerin.

Anreise[Bearbeiten]

Mit dem Flugzeug[Bearbeiten]

Der Flughafen Hamburg (IATA: HAM) ist 125 km entfernt; von dort braucht man mit IC und S-Bahn knapp 1½ Stunden nach Ludwigslust.

Der Flughafen Berlin Brandenburg (IATA: BER) ist 218 km entfernt. Von dort braucht die Bahn je nach Tageszeit und gewählter Verbindung zwei bis 3 Stunden.

Mit der Bahn[Bearbeiten]

Bahnhof Ludwigslust

Wer mit der 1 Bahn anreist, hat zweimal täglich (frühmorgens oder spätabends) die Möglichkeit, mit dem ICE von Berlin (Fahrtzeit 1 Std.) oder Hamburg (43 Minuten) zu fahren. Des Weiteren halten im Zweistundentakt Intercity- und Eurocity-Züge in Ludwigslust. Die meisten verbinden ebenfalls Berlin und Hamburg, haben aber ihren Start bzw. ihr Ziel zum Teil in Dresden oder Prag, Kiel oder Sylt. Mit dem IC/EC dauert die Fahrt von Hamburg 50 Minuten, von Berlin 1:15 Std, von Kiel 2 Std, von Dresden 3½ Stunden.

Im Regionalverkehr ist Ludwigslust über die Linie RE 4 WismarBad KleinenSchwerin–Ludwigslust–Nauen–Berlin–Cottbus im Zweistundentakt erreichbar. Die Verbindung mit Schwerin und Wismar wird durch die RB 17 zum Stundentakt verstärkt. Die Fahrt von Schwerin dauert 35 Minuten, von Wismar eine Stunde, von Nauen 1½ Std, von Berlin Hbf zwei Stunden. Die private Ostdeutsche Eisenbahn GmbH (ODEG) betreibt darüber hinaus die RB-Linie 14, die Ludwigslust einerseits mit Parchim, andererseits mit Hagenow verbindet (Fahrtzeit jeweils 30 Minuten).

Mit dem Bus[Bearbeiten]

Auf der Straße[Bearbeiten]

Entfernungen
Schwerin40 km
Lübeck115 km
Hamburg120 km
Rostock125 km
Berlin195 km

Im Straßenfernverkehr ist Ludwigslust zumindest aus den Richtungen Berlin und Hamburg über die A 24 schnell erreichbar. Diese kann man aus Richtung Berlin kommend an der Abfahrt Neustadt-Glewe (12 km entfernt) verlassen, aus Hamburg kommend wechselt man am Kreuz Schwerin auf die A 14. Diese führt in nord-südlicher Richtung aus Richtungen Schwerin und Magdeburg dicht an Ludwigslust vorbei, mit den Anschlussstellen Ludwigslust und Grabow. Die „Altmark-Autobahn“ zwischen Magdeburg und Ludwigslust ist jedoch noch lückenhaft. Zudem führt durch Ludwigslust die Bundesstraße B 5 (PerlebergBoizenburg).

Sehenswürdigkeiten[Bearbeiten]

Schloss und Schlosspark[Bearbeiten]

Barockschloss Ludwigslust
Goldener Saal

1 Schloss Ludwigslust, Schlossfreiheit. Tel.: +49 (0)3874 57190, Fax: (0)3874 571919, E-Mail: .

Das Barockschloss Ludwigslust wurde nach Plänen von Johann Joachim Busch in Form eines E-förmigen Grundrisses von 1772 bis 1776 erbaut. Die ursprünglich geplanten Seitenflügel konnten aus Geldmangel nie hinzugefügt werden. Bis 1837 war es die Residenz der Herzöge von Mecklenburg-Schwerin. Der wichtigste Raum im Schloss ist der Goldene Saal. Da Mecklenburg-Schwerin ein eher kleines und nicht besonders reiches Land war und noch dazu die selbstbewussten Landstände den Haushalt beschließen mussten, konnten die Herzöge längst nicht so verschwenderisch mit wertvollen Materialien umgehen wie andere Herrscher. Deshalb wurden aus Papiermaché Stuck, Marmor, Edelhölzer, Stoffvorhänge, Lederoberflächen und sogar Gobelins täuschend echt imitiert. Kaum irgendwo wurde Papiermaché so vielfältig und kunstvoll eingesetzt wie hier, Kunsthistoriker sprechen deshalb vom Ludwigsluster Carton. Herzog Friedrich ordnete sogar an, dass alle nicht mehr benötigten Akten des Landes auf diese Art im Schloss wiederverwertet werden sollten – eine frühe Form des Recyclings. Das Schloss Ludwigslust ist heute eine Zweigstelle des Staatlichen Museums Schwerin. Zur Sammlung gehören u.a. einige kostbare Gemälde aus der Sammlung der Herzöge zu Mecklenburg-Schwerin.

Auf der der Stadt zugewandten Seite befindet sich der Schlossplatz und das Bassin, an das sich weiter südlich die Hofkirche anschließt. Der Schlossplatz ist Ausgangspunkt der Schlossstraße, die als repräsentative Allee und Blickachse nach Osten verläuft und um die herum die Stadt planmäßig angelegt wurde.

Zur Anlage gehören auch:

  • Die barock-klassizistische 1 Stadtkirche (ehemals Hofkirche), die von 1765 bis 1770 nach Plänen des Baumeisters Johann Joachim Busch gegenüber der Hoffront erbaut wurde.
  • Der klassizistische erbgroßherzogliche 2 Marstall (1821) von Barca.
  • Das Spritzenhaus (1814) von Barca sollte ursprünglich Orangerie werden.
  • Die ehemalige Hauptwache (1853) von Ludwig Wachenhusen.
  • Das klassizistische ehemalige 3 Prinzenpalais (um 1800) aus Rotsteinen am ovalen Platz des Bassins, bei einem Brand in der Nacht vom 12. auf den 13. März 2011 stark beschädigt
  • Das ehemalige Waschhaus als großes zweigeschossiges Fachwerkhaus an der Schloßfreiheit.

Der Schlosspark wurde von Busch als Barockgarten französischer Prägung angelegt und mit Alleen und Springbrunnen verziert. Er ist der größte Park in Mecklenburg-Vorpommern. Dazu gehören:

  • die Große Kaskade auf der Hofseite, die noch aus dieser Zeit stammt,
  • der Große Kanal (Ludwigsluster Kanal) von 1760, der das Wasser zur Kaskade leitet,
  • die Steinerne Brücke über den Kanal von 1780 nach Plänen von Rudolph Kaplunger,
  • die künstliche Ruine (Grotte) von 1788 (vergleichbare Entwicklung wie in Schloss Sanssouci),
  • das Schweizerhaus von 1789,
  • die 2 katholische Kirche St. Helena und Andreas in romantischer Neogotik, 1803–1809 nach Plänen von Seydewitz errichtet und von Barca fertiggestellt,
  • das klassizistische 4 Mausoleum für Helena Pawlowna , Tochter des Zaren Paul I. und Gattin des Erbprinzen Friedrich Ludwig zu Mecklenburg, 1806 nach Plänen von Joseph Ramée gebaut,
  • das 5 Mausoleum für Herzogin Luise von 1809 nach Plänen von J. G. Barca.

Altstadt[Bearbeiten]

Die Altstadt wurde durch die Hofbaumeister Busch sowie Heinrich von Sedlitz und ab 1809 durch den Baumeister Johann Georg Barca planmäßig im Stil des Spätbarock und Klassizismus errichtet. Ab 1809 wurde auch privates Bauen erlaubt. 1837 endete die erste konzentrierte Bauphase. Bemerkenswert sind:

  • Die achsen- und spiegelsymmetrische spätbarocke Schlossstraße (früher Grote Straße) mit den Backsteinhäusern u.a. mit
    • dem ehemaligen Pferdestall von Barca, der sich hinter der Schlossstraße 16 befindet,
    • dem 6 Rathaus, 1780 von Johann Joachim Busch errichtet, zunächst Gerichtshaus und Haus der Carton-Fabrique, dann der Sparkasse; ab 1876 Rathaus, 1996 saniert und erweitert,
    • dem ehemaligen 7 herzoglichen Gästehaus und heutigen Landhotel de Weimar, 1773 nach Plänen von J. J. Busch gebaut,
    • dem historisierenden Postgebäude von 1888 aus der Gründerzeit.
  • Der 8 Alexandrinenplatz nach Plänen des Landesbaumeisters Friedrich Georg Groß.
  • Die Kanalstraße mit den klassizistischen Bürgerhäusern nach Plänen von Barca u.a. mit
    • dem klassizistischen Seminargebäude (heute Fritz-Reuter-Schule) von 1829 nach Plänen von Groß,
    • dem klassizistischen Suhrland-Haus (Nr. 22) für den Hofmaler Rudolph Suhrlandt.
  • Die kleine Nummernstraße mit den nummerierten Häusern für die Soldaten des ehemaligen Wachregiments.

Weitere Bauwerke[Bearbeiten]

  • Das Torwächterhaus am Schweriner Tor von Barca.
  • Das Krankenhausgebäude des Stifts Bethlehem von 1851.
  • Der Friedhof mit dem Hauptportal (1791) nach Plänen von Busch.
  • Die neue Stadthalle (2000) an der Christian-Ludwig-Straße, eine moderne Verknüpfung von Alt (ehemalige Reitbahn der Dragoner von 1893) und Neu, nach Plänen eines örtlichen Ingenieurbüros.
  • 9 Hauptmeilenstein . Er wurde 1829 im Zuge des Baus der Chaussee von Hamburg nach Berlin an der Grabower Allee als Granitobelisk errichtet.
  • 10 Windmühle Kummer . Aus dem Jahr 1880.

Denkmäler[Bearbeiten]

Denkmal für das Lieblingspferd von Großherzog Friedrich Franz I.
Reiterstandbild der Alexandrine, Prinzessin von Preußen
  • Denkmal Herzog Friedrich mit allegorischer Sandsteingruppe und Marmorrelief des Herzogs von Bildhauer Rudolph Kaplunger, 1791 errichtet
  • Denkmal Herzogin Helena Pawlowna mit Marmorurne von Bildhauer Franz Pettrich, errichtet um 1810
  • Denkmal mit Bronzestandbild des Großherzogs Friedrich Franz I. von Bildhauer Albert Wolff, 1869 errichtet
  • Denkmal mit Bronzebüste des Großherzogs Friedrich Franz III. von Bildhauer Hugo Berwald, 1899 in Lübtheen errichtet, 1936 nach Ludwigslust umgesetzt
  • Gefallenendenkmal 1914/18 des Meckl. Jägerbataillons Nr. 14 mit Bronzefigur von Bildhauer Hugo Berwald, gegossen 1915, enthüllt 1922
  • Reiterstandbild der Prinzessin Alexandrine von Preußen auf dem Alexandrinenplatz, 2003 errichtet von Andreas Krämmer & Holger Lassen
  • Das Ehrenmal auf dem Schloßvorplatz Am Bassin für 200 Opfer des KZ Wöbbelin, 1951 von dem Künstler Herbert Bartholomäus entworfen
  • Gedenkstein aus dem Jahre 1945 auf dem Friedhof der Evangelisch-Lutherischen Stadtkirche für die Sammelgräber der nach der Befreiung 1945 gestorbenen 116 namentlich bekannten und 112 unbekannten Häftlinge des KZ Wöbbelin
  • Sowjetischer Ehrenfriedhof an der Grabower Allee für insgesamt 220 sowjetische Opfer des Zweiten Weltkriegs, darunter gefallene Rotarmisten sowie umgekommene Kriegsgefangene und Zwangsarbeiter
  • Gedenkstein aus dem Jahre 1962 auf dem Areal des ehemaligen Jüdischen Friedhofs zur Erinnerung an die Opfer des Holocaust
  • Gedenkstein aus dem Jahre 1961 am Seminargarten zur Erinnerung an den 1944 im KZ Buchenwald ermordeten KPD-Politiker Ernst Thälmann
  • Denkmal für das Lieblingspferd von Großherzog Friedrich Franz I. von Mecklenburg-Schwerin; errichtet um 1815 von Johann Georg Barca

Aktivitäten[Bearbeiten]

  • Barockfest im Mai
  • Lindenfest im Juni
  • Kleines Fest im großen Park im August
  • Open-Air-Konzerte am Schloss im Sommer
  • Barocker Weihnachtsmarkt

Einkaufen[Bearbeiten]

Küche[Bearbeiten]

  • 1 Alte Wache, Schlossfreiheit 8 (direkt am Schloss). Tel.: +49 (0)3874 570353. Geöffnet: Di-Sa 11–21, So 11–18 Uhr. Preis: Kleine Gerichte ab 8,60 €, Hauptgerichte ab 13,90 €.

Nachtleben[Bearbeiten]

Unterkunft[Bearbeiten]

  • 1 Landhotel de Weimar, Schlossstrasse 15. Tel.: +49 (0)3874 418-0, E-Mail: Vier-Sterne-Hotel im ehemaligen herzoglichen Gästehaus in unmittelbarer Nähe zu allen Sehenswürdigkeiten (250 m vom Schloss). Neben 39 DZ und 2 EZ gibt es zwei „Luxuszi.“ und drei Suiten; Restaurant mit gehobener Küche, Bar, Salon, Sauna. Preis: DZ ab 93 €.

Sicherheit[Bearbeiten]

Gesundheit[Bearbeiten]

Praktische Hinweise[Bearbeiten]

Ausflüge[Bearbeiten]

  • Neustadt-Glewe (10 km nordöstlich, B 191) - liegt am Südrand der Lewitz. Barockes Rathaus, Alte Burg und Neues Schloss.
  • Hagenow (27 km nordwestlich, B 5 Ri. Boizenburg bis Neu Krenzlin, dort rechts ab) - Fachwerkhäuser; Museum für Alltagskultur der Griesen Gegend. Der Bahnfahrer erreicht Hagenow mit den stündlich verkehrenden Zügen der Ostdeutschen Eisenbahn GmbH (ODEG).
  • Lenzen (Elbe) (29 km südlich, B 5 Ri. Perleberg bis Grabow, dort rechts ab) - Städtchen an der Elbe; gotische Kirche und Burg mit Museum.
  • Lübtheen (30 km westlich, B 5 Ri. Boizenburg bis Groß Krams, danach links ab) - Landstädtchen im Naturpark Elbetal; Schilf-Erlebnispfad.
  • Dömitz (33 km südwestlich, B 191) - von Dömitz elbeabwärts gelegen; Reste der alten, 1945 zerstörten Eisenbahnbrücke.
  • Schwerin (36 km nördlich, B 106) - die Landeshauptstadt von Mecklenburg-Vorpommern ist die kleinste Hauptstadt der deutschen Bundesländer. Wahrzeichen der Stadt ist das Schweriner Schloss, Sitz des Landtages.
  • Perleberg (39 km südöstlich, B 5) - die frühere Hauptstadt der Prignitz, heute Kreisstadt des Landkreises Prignitz im nahen Bundesland Brandenburg. St. Jacobikirche, Rathaus und Rolandsfigur auf dem Marktplatz.

Literatur[Bearbeiten]

  • Stadt Ludwigslust (Hrsg.), Sylvia Böttcher (Redaktion): Wege zur Stadt - 125 Jahre Ludwigslust, 2001, Ludwigslust
  • Norbert Ertner, Horst und Tina Herzig: Ludwigslust, Stadtbildverlag Leipzig, 2001
  • Sabine Bock: Großherzogliche Kunst im Schloss Ludwigslust. Fürstenabfindung, Enteignung und Restitution. Schwerin: Thomas Helms Verlag, 2014, ISBN 978-3-940207-98-2.
  • Eva Firzlaff: Barockes Kunstwerk Schloss Ludwigslust – Paradebeispiel für Papiermaché. Deutschlandfunk, Sendung Sonntagsspaziergang, 6. März 2016.

Weblinks[Bearbeiten]

www.stadtludwigslust.de (de) – Offizielle Webseite von Ludwigslust

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