Ṭafnīs

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Das verlassene Dorf Ṭafnīs
Ṭafnīs · طفنيس
GouvernementNeues Tal
Einwohnerzahl
Höhe
Lagekarte des Neuen Tals in Ägypten
Lagekarte des Neuen Tals in Ägypten
Ṭafnīs

Tafnis (arabisch: ‏طفنيس, Ṭafnīs) ist der Name eines Weilers und einer frühchristlichen archäologischen Stätte westlich des Weilers im Süden der ägyptischen Senke el-Chārga in der Westlichen Wüste.

Hintergrund[Bearbeiten]

Der Weiler Ṭafnīs, zur Unterscheidung von der archäologischen Stätte auch Ṭafnīs Bārīs (arabisch: ‏طفنيس باريس) oder Ṭafnīs el-Balad (arabisch: ‏طفنيس البلد) genannt, befindet sich im Umkreis der alten Quelle 1 ʿAin Ṭafnīs (24° 43′ 0″ N 30° 37′ 19″ O), die etwa 2,5 Kilometer von der Straße entfernt ist. Nachdem die alte Quelle trockengefallen ist, wurden das Dorf und seine Gärten verlassen. Sowohl im Osten als auch im Westen wurden neue Brunnen gebohrt und neue Felder angelegt.

Ungefähr 7 Kilometer östlich des Weilers und acht Kilometer nordöstlich von ʿAin Schams ed-Dīn befindet sich mit Ṭafnīs el-Gebel (arabisch: ‏طفنيس الجبل) bzw. Gebel Ṭafnīs (arabisch: ‏جبل طفنيس) eine nicht unbedeutende frühchristliche archäologische Stätte. Die hier lebenden Einsiedler haben an mindestens drei verschiedenen Stellen Graffiti hinterlassen, die bisher kaum dokumentiert sind.

Einzelne Inschriften wurden von Guy Wagner dokumentiert. Im Rahmen des „Kharga Oasis Coptic Graffiti Project“ sollen auch die Graffiti von Ṭafnīs el-Gebel erfasst werden.[1]

Anreise[Bearbeiten]

Bis zum Weiler kann man noch mit einem üblichen PKW fahren. Für die Weiterfahrt bis an den Rand des Ostgebirges benötigt man aber ein geländegängiges Fahrzeug.

An der Fernverkehrsstraße von el-Chārga nach Bārīs biegt man bei 1 24° 42′ 10″ N 30° 35′ 55″ O nach Osten ab. Nach reichlich zwei Kilometern biegt man auf die nach Nordosten führenden Asphaltstraße bei 2 24° 42′ 23″ N 30° 37′ 5″ O ab.

Für die Anreise zur archäologischen Stätte fährt am zuerst bis zum Weiler 2 Ṭafnīs el-Balad (24° 42′ 58″ N 30° 38′ 39″ O) östlich der Quelle ʿAin Ṭafnīs und begibt sich auf eine Piste nach Südosten. Nun fährt man im Halbkreis möglichst dicht an das Felswadi bei 3 24° 42′ 50″ N 30° 41′ 12″ O ca. 5 Kilometer östlich von Ṭafnīs el-Balad heran. Die gefahrene Strecke beträgt ca. 7 bis 8 Kilometer. Wenn die Sanddüne zu steil wird, muss man das Fahrzeug stehen lassen und zu Fuß weiterlaufen.

Es ist sehr sinnvoll, für den weiteren Weg einen ortskundigen Führer bei sich zu haben.

Sehenswürdigkeiten[Bearbeiten]

Ṭafnīs el-Balad[Bearbeiten]

Heute ist noch die ursprüngliche Position der Quelle ʿAin Ṭafnīs, die in einem Hügel eingetieft war, auszumachen. Insbesondere im Osten des Hügels befinden sich noch die alten Lehmziegelhütten und vertrocknete Palmen.

Ṭafnīs el-Gebel[Bearbeiten]

Wanderung zum Gebel Ṭafnīs
Gebel Ṭafnīs
Graffiti am Gebel Ṭafnīs
Die berühmte Kreuzdarstellung

Während die Besichtigung des Weilers und der alten Quelle ʿAin Ṭafnīs kein Problem darstellt, muss man den Besuch der archäologischen Stätte mit der Antikenbehörde in el-Chārga abstimmen. Man ist in der Behörde bei derartigen Anfragen sehr zuvorkommend. Der Besuch erfolgt in Begleitung eines Antikeninspektors aus Bārīs, der gleichzeitig auch den Weg und die Lage der einzelnen Monumente kennt. Man holt den Inspektor ab und bringt ihn auch wieder zurück.

Zuerst erreicht man beim Besteigen des Felsens eine Stelle mit Schilfbewuchs. Man befindet sich in einer Höhe von 329 Metern über Null, an dieser Stelle gibt es in geringer Tiefe noch Wasser.

Nun setzt man den Weg nach Süden fort und gelangt zu einem Felsüberhang, an dessen Seite und Decke zahlreiche, aber schon sehr verwitterte griechische und koptische Inschriften zu erkennen sind.

Wenn man weiter nach Süden läuft, so erreicht man als Nächstes ein heute im Boden befindliches Haus oder Grab, das wohl ursprünglich ein Tonnengewölbe trug. Man kann annehmen, dass es im Umkreis Einsiedeleien gegeben hat.

Nun setzt man den Weg nach Nordosten fort, bis man an eine Felswand mit mehreren Graffiti in roter Farbe anlangt. Zu den Inschriften gehört zum Beispiel ein Henkelkreuz mit einem Zweig.

Und in unmittelbarer Nähe befindet sich die berühmteste Darstellung von Ṭafnīs el-Gebel. In der Mitte findet sich die Darstellung eines koptischen Kreuzes, darüber ein Kerzenhalter und über den Buchstaben „ⲒⲤ, IS (Jesus)“. Oben und unten neben dem Kreuz befinden sich insgesamt vier Sterne, die Davidsternen ähneln. Von links nach rechts im Bereich des Kreuzes erkennt man die Inschrift „ⲠⲀⲨⲖⲞⲤ, Paulos“. Unter dem Kreuz befindet sich die Inschrift „ⲐⲈⲰ [ⲬⲤ] ⲆⲰⲢ[ⲞⲤ], Theō [..] dor[os]“. Weiter darunter befindet sich die Inschrift „[Ⲡ]ⲈⲤⲦⲢⲀⲆⲎ[ⲖⲀⲦⲎⲤ], [P]estradē[latēs]“. Zusammen ergibt dies Paulos, Theodoros, der Befehlshaber. Links unter dem Kreuz befindet sich eine weitere Kreuzdarstellung, das zwischen den Buchstaben , alpha, und , ō, steht. Am unteren Ende des Kreuzes kann man den Namen ⲒⲰⲤⲎⲪ, Jōsēph, lesen. Unter dem Kreuz befinden sich wieder die Initialen ⲬⲤ, Christus, die von zwei weiteren Kreuzen umsäumt sind.

Weiter nördlich gelangt man zu einem Felsentunnel, und in folgenden Taleinschnitt befinden sich mehrere Darstellungen in roter Farbe, dies sind hier zumeist Tierdarstellungen.

Küche und Unterkunft[Bearbeiten]

Üblicherweise wählt man eine Unterkunft und ein Restaurant in der Stadt el-Chārga. Ein Hotel samt Restaurant gibt es auch in Bārīs, zudem ein saisonal genutztes Zelt-Camp in Qaṣr Dūsch.

Literatur[Bearbeiten]

  • Wagner, Guy: Les oasis d’Égypte à l’époque grecque, romaine et byzantine d'après les documents grecs. Le Caire: Institut Français d’Archéologie Orientale, 1987, Bibliothèque d’étude ; 100, ISBN 978-2-7247-0050-3, S. 144, 188.
  • Wagner, Guy: Jabal Tafnīs. In: Atiya, Aziz Suryal (Hrsg.): The Coptic Encyclopedia ; Bd. 4: Ethi - John. New York: Macmillan, 1991, ISBN 978-0-02-897027-1, S. 1316 f. Freie Veröffentlichung – Neben dem Lesen weitere Nutzungsrechte

Einzelnachweise[Bearbeiten]

  1. Cruz-Uribe, Eugene u.a.: Kharga Oasis Coptic Graffiti Project : Preliminary Report of the 2005 Field Season. In: Journal of the Society for the Study of Egyptian Antiquities (JSSEA), ISSN 0383-9753, Bd. 31 (2004), S. 37–48.
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