Saint-Hippolyte (Haut-Rhin)

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Blick über Saint-Hippolyte in die Rheinebene
Saint-Hippolyte (Haut-Rhin)
RegionGrand Est
Einwohnerzahl962 (2021)
Höhe
Tourist-Info+33 (0)3 89 73 23 23
http://www.ribeauville-riquewihr.com
Lagekarte von Frankreich
Lagekarte von Frankreich
Saint-Hippolyte
Wappen

Saint-Hippolyte (dt. "Sankt Pilt") ist ein kleiner Winzerort im französischen Elsass und Mitglied des Verbandes der Pays de Ribeauvillé et Riquewihr. Der Ort liegt im 3. Abschnitt der Elsässischen Weinstraße (Terre et Vins au Pays de Colmar). Das Dorf liegt in unmittelbarer Nachbarschaft zu Rodern, mit dem es sich auch die Weinlage Alsace Grand Cru Gloeckelberg teilt.

Saint-Hippolyte ist eine Ville fleurie, eine "blumengeschmückte Stadt" und trägt im Concours des villes et villages fleuris ("Wettbewerb der blumengeschmückten Städte und Ortschaften") 2 von 4 Rosen.

Hintergrund[Bearbeiten]

Einiges zur Geschichte[Bearbeiten]

An der Stelle des heutigen Ortes gründeten schon die Römer einen Ort namens Andandolvillare und führten neben diverser Gemüse- und Obstsorten auch den Wein ein.

Der heilige Hippolyt von Rom ist der Namensgeber des Ortes. Sein Martyrium ist im Wappen des Ortes dargestellt; seine Reliquien werden am Altar der Pfarrkirche aufbewahrt. Hier wurde einer der einflussreichsten Persönlichkeiten der zweiten Hälfte des 8. Jahrhunderts geboren, der Heilige Fulrad (~710-784), Abt von Saint-Denis bei Paris, der hier auch das Kloster gründete.

Im 11. Jahrhundert begab sich das Dorf unter den Schutz der Herzöge von Lothringen, in dem es nahezu sechs Jahrhunderte geborgen war. Die bereits 1515 erwähnte Burg der Lothringer ist heute ein Hotelbetrieb.

Im Jahr 1316 wurde die am Fuße der Burg Haut-Koenigsbourg rund um das Kloster entstandene Stadt mit einer Umfassungsmauer umgeben, die heute noch besteht, allerdings nahezu komplett von Häusern überbaut ist. Dieser Umstand bringt ein Stadt(kern)bild dicht gedrängter Häuser, deren Erdgeschoss aus Mauerwerk besteht mit aufgestocktem Fachwerk und unterirdischen Weinkellern oder solchen im Erdgeschoss, während die Wohnräume in oberen Etagen liegen. Die Ausweitung des Ortes außerhalb der Stadtmauern erfolgte im 19. Jahrhundert. Nicht mehr erhalten sind die einzigen beiden Stadttore und fünf Wachtürme, die 1862 bis 1864 fast völlig zerstört wurden. Hiervon erhalten ist der Turm an der Südecke der Altstadt und der Grundriss eines Turms im Nordosten.

Der 30-jährige Krieg verschonte auch diesen Ort nicht und auch nicht die Bauernkriege.

Der Weinbau, von den Herzögen von Lothringen mit der burgundischen Weinsorte Pinot Noir eingeführt, begründete die Bekanntheit des Ortes mit einem Wein der Herkunftsbezeichnung Rouge de Saint-Hippolyte. Johann Fischart, der frühneuhochdeutsche Schriftsteller und Dichter aus Straßburg, lobte den Wein bereits im 16. Jahrhundert mit den Worten Roter von Sankt Pilt, oh wie mild!.

Das Wappen[Bearbeiten]

Blasonierung: (Quelle: Wappenbuch der Gemeinden in Haut-Rhin von 1981)

d'azur à Saint Hippolyte de carnation, la tête auréolée d'or, les mains croisées sur son corps et les pieds attachés à une corde de sable tirée par un cheval contourné d'argent monté par un bourreau de carnation, vêtu de gueules, tenant de sa dextre un fouet aussi de sable, le tout soutenu d'un écusson d'or chargé d'une bande de gueules surchargée de trois alérions d'argent, sommé d'une couronne de marquis aussi d'or
Prosaübersetzung (nicht exakt heraldisch): "Auf Blau der fleischfarbene Hl. Hippolyte mit einem goldenen Heiligenschein, die Hände über der Brust gekreuzt und die Füße mit einem schwarzen Strick zusammengebunden, gezogen von einem nach links gehenden, silbernen Pferd, auf dem ein fleischfarbener Henker sitzt, in Rot gekleidet, in seiner Rechten eine schwarze Reitpeitsche haltend, alles auf goldenem Schild, mit einem Schrägbalken mit drei gestümmelten Adlern in Silber, gekrönt von der goldenen Marquis-Krone". Der kleine goldfarbene Wappenschild mit dem Querbalken und den drei kopflosen Löwen ist das Wappen Lothringens. Ferry I. (1143-1206) war der erste König von Lothringen, der dieses Wappen trug. Für Marquis gibt es kein deutsches Pendant, insbesondere, da der Begriff auch im Französischen je nach Epoche verschiedene Bedeutungen hatte.

Anreise[Bearbeiten]

Mit dem Flugzeug[Bearbeiten]

Die nächsten Verkehrsflughäfen sind der Flughafen Straßburg (IATA: SXB) , 55 km, und EuroAirport Basel-Mulhouse-Freiburg (IATA: BSL, MLH, EAP) , 81 km.

Der Flugplatz Colmar-Houssen (16 km entfernt) erlaubt das Landen kleiner Privatflugzeuge.

Mit der Bahn[Bearbeiten]

Einen Bahnhof hat der Ort nicht. Der nächstliegende Bahnhof mit TGV-Halt ist in Sélestat.

Mit dem Bus[Bearbeiten]

Ein Bus der Linie 109 verbindet den Ort alle 4 Stunden mit Colmar. Eine Busverbindung nach Sélestat gibt es nicht, man muss nach Colmar fahren und dann mit dem Zug dorthin.

Auf der Straße[Bearbeiten]

Die Anreise mit dem Auto erfolgt

  • von Norden und Süden über die A35 Autoroute Alsacienne, Symbol: AS 18 Saint-Hippolyte, dann über die D 1bis direkt in die Ortsmitte.
  • von Westen aus dem Landesinneren (Sainte-Croix-aux-Mines) über die N 59 bis Lièpvre und D 481 zur Departementsgrenze, dann auf der jetzt heißenden D 42 und die D 1bis bis Saint-Hippolyte.
  • von Osten: Die nächsten Rheinübergänge nach Deutschland sind bei Breisach (41 km) und Marckolsheim (25 km)

Mobilität[Bearbeiten]

Karte
Karte von Saint-Hippolyte (Haut-Rhin)

Der Ort ist wie viele andere der Region von Weinbergen umgeben. Die Ortslage ist dreigeteilt: Es gibt die Altstadt, in der die beschriebenen Sehenswürdigkeit zu finden sind, und zwei neuere Wohngebiete im Südosten und Südwesten des Stadtkerns. Die Hauptstraße Route du Vin hat von der Kirche aus bis zum südöstlichen Ende der Altstadt ein Gefälle von etwa 20 m auf etwa 300 m.

Sehenswürdigkeiten[Bearbeiten]

Straßen und Bauwerke (ohne die Kirche)[Bearbeiten]

Der Ort von der Burgruine Haut-Koenigsbourg aus gesehen

Ein möglicher Spaziergang durch den Ort kann am Rathaus beginnen: (Die Nummern in Klammern geben die Bildnummer in der nebenstehenden Galerie an)

  • 1 Mairie. Am Rathaus ist eine große Steinplatte sehenswert, die die Wappen des Herzogs Karl III. von Lothringen und des Stadtvogts Ulrich von Wittingen zeigen. Es stammt aus der ehemaligen Burg der Herzöge in Saint-Hippolyte. (5, 6)
An der Hauptfassade erkennt man einen kleinen Balkon aus Sandstein, der vermutlich aus dem Jahr 1782 stammt. Erhalten vom früheren Renaissance-Bau sind der Turm mit seiner Bronzeglocke aus 1683.
  • 2 3 place de l'Hôtel de Ville. Bemerkenswert ist der aus Holz geschnitzte Eckpfosten im ersten Stockwerk des Fachwerks mit dem Zunftzeichen des Bäckers, das man auch über der Eingangstür des Hauses findet, wo auch die Jahreszahl 1586 zu sehen ist. (7, 8)
  • An gleicher Stelle steht der schon 1555 erwähnte Brunnen mit Spuren früherer Wappen. An der Seite neben dem Kellereingang des Hauses ist eine Ablage aus Sandstein und Schmiedeeisen am Brunnenrand, die den Winzern dazu diente, ihre traubengefüllten Hotten abzustellen, die gefüllt mehr als 60 kg wogen. (9)
  • 3 3 rue de la Montée. Dieses Gebäude besitzt mehrere Merkmale eines Winzerhauses des 17. Jahrhunderts: geschnitzte Eckpfosten, einen Erker (1688) mit sehr schön geformten Flachreliefs in den Fensterbrüstungen, einen Giebel (1683). An der Wand in der Toreinfahrt ist eine Steinplatte zu entdecken mit der umgedrehten Jakobsmuschel als Zeichen, dass der Ort am Jakobsweg liegt, und dem Lothringer Kreuz. (10, 11)
  • 4 3 rue Saint-Hippolyte. Sehr schöner geschnitzter Eckpfosten des Hauses aus dem Jahre 1684 und ein regelmäßiges Fachwerk mit geometrischen Mustern in der Giebelwand. Im Türsturz ist die Jahreszahl 1786 eingraviert. (12)
  • 5 Collège. Die ehemalige Burg der Herzöge von Lothringen ist seit 2008 ein Hotel mit Seminarzentrum. Die Burg wurde im Jahr 1515 erstmals erwähnt. Sie wurde von den Herzögen zur Sicherung der Elsässer Rheinebene, zur Erholung und als Jagdresidenz erbaut. Sie war früher Teil der Stadtbefestigung. 1633 erlitt sie im Dreißigjährigen Krieg Beschädigungen, die erst 1718 durch Herzog Leopold von Lothringen mit einem Neubau beseitigt wurden.Nach verschiedenen Besitzerwechseln kam sie 1825 an Pater Chaminade aus Bordeaux, dem Gründer der "Gesellschaft Mariä" (Marianisten). Das von den Marianisten eingerichtete Religionskolleg wurde 1986 zu einem Pflegeheim ihrer älteren Religionsbrüder und 2008 zum heutigen Hotel, in dem immer noch Religionsbrüder ihr Altenteil verbringen. (15, 16)
  • 6 13 rue du Collège. Man beachte den hübschen kleinen Brunnen an der Ecke des Hauses und darüber den schön geschnitzten Eckpfeiler. Von hier hat man auch einen schönen Blick auf die Burg Haut-Koenigsbourg.
  • 7 Ancien fossé. Im ehemaligen Graben vor der mittelalterlichen Stadtmauer verläuft jetzt ein kanalisierter Bach in ein kleines Staubecken, das die Bewohner Wesch nennen, weil früher die Pferdebesitzer hierin ihre Pferde wuschen. (17, 18)
  • 8 Fontaine. Der Brunnen in der Rue des Cigognes wird von einem Gallischen Hahn gekrönt, der einst weiß, blau und rot angestrichen war.
  • 9 Ancien couvent Saint-Fulrade. Das ehemalige Kloster Saint-Fulrade wurde etwa im Jahre 774 von Abt Fulrad gegründet. Es wurde später ein Herrenhof und danach ein Dinghof.
  • 10 Notre-Dame-de-Douleurs. Die Kapelle Notre-Dame-de-Douleurs wurde 1888 errichtet, Stifter Abt Simler war aus dem Ort gebürtig und Generalsuperior der Marianisten.
  • 11 1 place de l'Hôtel de Ville. Das Eckhaus gegenüber der Kirche zeigt an der Hausecke in einer Nische eine Statue der Jungfrau Maria mit Kind. Links davon ist ein schönes Renaissanc-Tor mit dem Datum 1768. (21)
  • 12 64 route du Vin. Man beachte an der Hausecke die Jahreszahl 1601 und das Zunftzeichen des Schneiders. Im oberen Stockwerk reich geschnitzte Eckpfosten, heute wegen einer Hauserweiterung nicht mehr an den Hausecken.
  • 13 59 route du Vin. Das ehemalige Hospital wurde im 16. Jahrhundert erbaut, hiervon besteht noch ein von einem Turm überragten Giebel mit dem Wappen des Herzogs von Lothringen. Es dient seit 1861 wegen hygienischer Probleme nicht mehr als Krankenhaus.

Kirche Saint-Hippolyte[Bearbeiten]

Bilder der Kirche Saint-Hippolyte
Kirche St-Hippolyte

Die Nummern in Klammen geben an, an welcher Stelle das entsprechende Bild in der Galerie "Bilder der Kirche Saint-Hippolyte" steht.

  • 1 Kirche Saint-Hippolyte (Église Saint-Hippolyte) . Um 800 wurde von Abt Fulrad hier schon eine Kirche errichtet, die jedoch abgebrannt ist und im 14. Jahrhundert erneuert wurde. Im Zuge einer Erweiterung wurden im Jahr 1821 einige angrenzende Häuser abgerissen. (1)
Der Chor mit einer fünfseitigen Apsis weist hohe Lanzenzettbögen für die Aufnahme der im Jahre 1947 nach ihrer völligen Zerstörung wieder erneuerten Kirchenfenster auf, die die Geschichte des Hl. Hippolyt erzählen. (2, 5)
Der Hauptaltar ist aus Marmor, Stock und vergoldetem Holz und entstammt dem 18. Jahrhundert. (3)
Im Chor steht außerdem der Reliquienschrein der Hl. Hippolyt aus vergoldetem Holz des Jahres 1766. (4)
Die Gemälde im Chor zeigen Szenen aus dem Leben des Abtes Fulrad (6) und die Himmelfahrt des Hl. Hippolyt.
Das Chorgestühl aus Eiche, das nur den Geistlichen vorbehalten ist, stammt aus dem 18. Jahrhundert. (7)
Im Kirchenschiff sind die Säulen aus verschiedenen Bauepochen: Die in der Nähe des Chors stehenden, aus 4 Säulen zusammengesetzten Pfeiler sind aus dem 14. Jahrhundert und somit die ältesten; in der Mitte und hinten stehen runde (17. Jahrhundert) und achteckige (19. Jahrhundert) Pfeiler. Man beachte auch die prächtige Kanzel. (8)
Die Wandmalereien über den Säulen stellen die Anbetung der Hl. Drei Könige und das Hl. Abendmahl dar. (9, 10)
Die holzgetäfelte Decke zeigt die vier Kirchenlehrer der abendländischen Kirche dar: Ambrosius von Mailand, Augustinus von Hippo, Gregor der Große und Hieronimus (von Stridon). In ihrer Mitte ist der Segen spendende Christus zu sehen mit der Inschrift EGO SUM VIA, ET VERITAS, ET VITA ("Ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben"). (11)
Eine Besonderheit ist die Silbermann-Orgel, ein Meisterwerk des Orgelbauers Johann Andreas Silbermann, der sie 1736-1738 für die Abtei von Marbach erbaute. Von diesem abgekauft und im Jahre 1790 in der Kirche Saint-Hippolyte installiert, ist sie eine der wenigen im Elsass erhaltenen Silbermann-Orgeln. (12)

Aktivitäten[Bearbeiten]

Der Ort eignet hervorragend sich als Startpunkt für Ausflüge nach Straßburg, Sélestat, Haut-Koenigsbourg und in die anderen Orte des Gemeindeverbunds.

Etliche Wanderwege sind ausgeschildert.

Einkaufen[Bearbeiten]

Eine Einkaufsmöglichkeit für Güter des täglichen Bedarfs gibt es nicht oder kaum, alles bekommt man in den größeren benachbarten Orten, hauptsächlich im nahe gelegenen Sélestat.

Küche[Bearbeiten]

In einem typischen elsässischen Weinort wie diesem gibt es viele Winstubs, die neben Wein auch kleine, regionale Speisen anbieten. Restaurants findet man auch, aber auch in den Nachbargemeinden.
Hier eine Auswahl von ortsansässigen Restaurants:

  • 1 Restaurant Le Hupsa Pfannala, 59 route du Vin, 68590 Saint-Hippolyte. Tel.: +33 (0)3 89 73 03 65. Das Haus verfügt auch über Gästezimmer und andere Übernachtungsmöglichkeiten, siehe Website.
  • 2 Restaurant au Rouge de Saint-Hippolyte, 36 route du Vin, 68590 Saint-Hippolyte. Tel.: +33 (0)3 89 73 05 58. Ein nach eigenen Angaben ****Restaurant.

Nachtleben[Bearbeiten]

Unterkunft[Bearbeiten]

Sicherheit[Bearbeiten]

Gesundheit[Bearbeiten]

Notrufnummern[Bearbeiten]

Siehe Notrufnummern in Frankreich

Praktische Hinweise[Bearbeiten]

Ausflüge[Bearbeiten]

Der Ort ist ein idealer Ausgangspunkt in die anderen sehr schönen Dörfer des Gemeindeverbands, in die Vogesen, zur nahe gelegenen Burgruine Haut-Koenigsbourg und nach Colmar.

Literatur[Bearbeiten]

Einzelnachweise und Quellen[Bearbeiten]

  • Broschüre der Tourist-Information (auch in deutsch)

Weblinks[Bearbeiten]

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